# howfairdoyouwear – Event zu fairer Mode an der Hochschule Reutlingen

howfairdoyouwear - Event an der Hochschule Reutlingen

Wie fair ist Deine Kleidung? Der Hunger nach Kleidung und Mode ist besonders in den westlichen Ländern enorm. ‚Fast Fashion‘ ist ein Symptom dieser Entwicklung. Die Konsumenten wünschen sich neueste Mode zu billigsten Preisen. Die Modekonzerne müssen niedrige Margen durch Masse ausgleichen und mehreren Kollektionen pro Jahr. Zusätzlich setzen sie ihre Zulieferer unter enormen Kostendruck. Leidtragende sind die Arbeiter in Asien und die Umwelt rund um den Globus. Fünf Jahre ist es her, dass in Bangladesch beim Brand der Bekleidungsfabrik Rana Plaza über 1.100 Arbeiterinnen und Arbeiter ums Leben kamen. Die ‚Fashion Revolution Week‘ will aufmerksam machen und dem Trend entgegenwirken. Einen Beitrag dazu gab es heute an der Reutlingen University – #howfairdoyouwear.

Unter dem Hashtag #howfairdoyouwear setzten sich der Fachbereich Textil & Design und Fairtrade Deutschland mit dem Thema ökologische und soziale Nachhaltigkeit von Mode auseinander. Im Zentrum der Betrachtung stand die Baumwolle, als wichtigster Rohstoff für die Modeindustrie. Charlotte von Essen (Fairtrade) stellte einmal das Engagement der Organisation für den Rohstoff Baumwolle vor sowie die Unterschiede in den Textilstandards. Vertreter der Purecotz Ltd., ein Fairtrade-Partner aus Umargam in Indien, begleiteten sie.

Weshalb nachhaltige Rohstoffbeschaffung und Produktion nur der erste Schritt sein kann

Die Purecotz Lifestyle Ltd. ist ein mehrstufiger Betrieb der Baumwollverarbeitung. Gegründet hat das Unternehmen Geschäftsführer Amit Narke 1998. Der kontrollierte Betrieb ist spezialisiert auf die nachhaltige Produktion von Baumwollprodukten für die Modeindustrie und liefert in die USA, Neuseeland, Frankreich, Dänemark und Deutschland. Zu den Kunden gehören u.a. Stella McCartney Kids oder Alana, die Kollektion für Kleinkinder vom Drogeriemarkt dm. Auf faire Bedingungen wird in allen Produktionsstufen vom Anbau bis in die Näherei gearbeitet – gegenüber der Natur genauso wie den Mitarbeitern. Was gute und anständige Arbeitsbedingungen für jeden Mitarbeiter bedeuten und welche sozialen Veränderungen damit einhergehen, das schilderte beeindruckend Hasmukh Dodhi, kurz Hasu, Mitarbeiter seit 2000. Mit eigenen Worten in seiner Muttersprache Hindi und privaten Fotos erzählte er von seinem Leben und dem sozialen Aufstieg durch die Arbeit bei Purecotz.

Die Diskussionsrunde ergänzten später Matthias Knobel, zuständig für Planung und Beschaffung beim Wäschehersteller Mey, und Mode-Studentin und Bloggerin Franziska Uhl.

Die Talkrunde bestand aus: (v.l.n.r. Moderatorin n.n.,

Die fachkundige Talkrunde bestand aus: (v.l.n.r. Moderatorin n.n., Amit Narke /GF Purecotz Ltd., Hasmukh Dodhi / Mirarbeiter bei Purecotz Ltd., Charlotte von Essen /Fairtrade, Matthias Knobel /Mey  und Franziska Uhl /Studentin und Modebloggerin)

 

#howfairdoyouwear fängt bei jedem einzelnen an

Etwas mehr als 70 Zuhörer, überwiegend Studenten der Fachrichtung Textil & Design, folgten den Präsentationen und der Gesprächsrunde in der Aula. Ein wichtiger Schritt ist sicher, dass Modekonzerne und Auftraggeber aus den Industriestaaten auf kontinuierliche Verbesserungen bei den Produktionsbedingungen drängen. Ein Boykott von Mode made in India, Banladesch und ähnlichen Staaten, hätten verheerende Auswirkungen auf die Lebensbedingungen der Bevölkerung dort. Eine Herausforderung, dem sich die Modebranche und der textile Nachwuchs aus Reutlingen künftig stellen muss. Allerdings ist es zu kurz gedacht, würden wir Veränderungen nur in den Schwellenländern erwarten. Nicht dort liegt die Ursache des Problems, sondern vor unserer Haustür. In unserer Gesellschaft wird sich nichts verändern, solange Modeindustrie, Werbung, Medien und auch die meisten Mode-Blogger sich nur auf Markenware fixieren und den häufigen und schnellen Modewechsel propagieren. Das macht Mode zum Wegwerfprodukt ohne jede Lebensdauer. 

Wer seinen Stil nicht gefunden hat, rennt verzweifelt jedem Modetrend hinterher

Ich liebe Mode und Kleidung. Bin fasziniert davon, was Kleidung aus einem Menschen machen kann. Doch anstatt jedem Modetrend hinterher zu rennen, sollte jede Frau und jeder Mann seinen persönlichen Stil finden. Als Stilberaterin bereitet es mir Freude Menschen auf diesem Weg anzuleiten. Die wechselnden Modetrends setzen dann nur den entscheidenden Akzent bei jedem Outfit. Wer Mode nachhaltig leben will, dem empfehle ich als erstes eine Stilberatung zumachen. >Dies verhindert in Zukunft Fehlkäufe, die den Kleiderschrank verstopfen und letztendlich nur die Umwelt belasten. Mode aus nachhaltiger Herstellung ist meist etwas teurer als konventionelle Bekleidung, was viele abschreckt. Demgegenüber steht jedoch eine bessere Qualität, die sich in einer längeren Haltbarkeit zeigt. Jemand der seinen individuellen Stil gefunden hat, wird an jedem Kleidungsstück länger Freude haben und es länger tragen. Schließlich muss er nicht jedem neuen Trend hinterherrennen.

Doch auch die Designer von morgen, müssen sich überlegen, wie sie ihrer Mode wieder Wertigkeit verleihen und das Bild der Mode in der Gesellschaft verändern.

 

 

Male Ware, ein Hersteller, der auf Fairtrade setzt.

Hasu, Mitarbeiter von Purecotz Ltd. aus Indien